CO2-Bindung in Wald und Forst - Klimaschutz durch Wald- und Forstwirtschaft

Werkstattleitung: Raimund Becher

 

Der Landkreis Freising weist nur etwa halb so viel Waldanteil auf wie der Landesdurchschnitt. Die rund 15.000 Hektar Wald tragen durch CO2-Speicherung, Holzproduktion (rd. 150.000 m3 pro Jahr), Kühlung des Lokalklimas und attraktive Naherholung (insbesondere Isar-Auwälder, Weltwald) zum Klimaschutz bei. Die Fichtenwälder im Tertiär-Hügelland leiden schon heute unter Wassermangel sowie Sturm- und Borkenkäfer. Mit dem Klimawandel werden sich die Bedingungen in kurzer Zeit sehr stark verändern. Der notwendige Waldumbau verursacht gerade im Kleinprivatwald sehr hohen Arbeits- und Kostenaufwand bei geringen Erträgen, ist aber auch abhängig von angepassten Schalenwildbeständen. Ziele für die Zukunft sind die Ausweitung der Waldfläche, der Schutz der bestehenden Wälder vor Rodungsprojekten, die Stabilisierung der Wälder insbesondere durch Waldumbau bei gleichzeitig weiterhin hoher Holzproduktion als wichtiger Rohstoff für eine postfossile Wirtschaft. Die Kommunen können in ihren unterschiedlichen Rollen (u.a. Planungshoheit, Betreiber von eigenen Einrichtungen, Vorbild, Impulsgeber, Vernetzung, Ersteller von Bebauungsplänen, kommunale Wärmenetze) zur Erreichung dieser Ziele vielfältig beitragen.

 

 

Was gibt es bereits im Landkreis?

 

Einleitend wurde festgestellt, dass die Waldfunktionen mehrfach zum Klimaschutz beitragen:

 

  • Bindung und Speicherung von CO2 in den Bäumen und im Boden.
  • Produktion von Holz als Nah-Rohstoff, der seinerseits Klimaschutzeffekte auslöst.
  • Kühlende Wirkung auf das lokale Klima, so dass Strom für Klimaanlagen eingespart wird.
  • attraktiver Raum für Naherholung, so dass Benzin und Diesel für Mobilität eingespart wird.

 

⇒ Daher wurde der Titel des Thementischs geändert in „Klimaschutz durch Wald und Forstwirtschaft“.

 

Die Situation im Landkreis ist geprägt durch:

 

  • einen sehr geringen Waldanteil von 19% (Bayern: 36%), darunter nur sehr wenig Wald, der den Kommunen gehört.
  • einen guten Holzzuwachs von rund 150.000 m3 pro Jahr
  • immer wieder Sturm- (und Borkenkäfer-)schäden, wodurch Holz entwertet wird
  • gesunkene Grundwasserspiegel, wodurch Wälder an Vitalität verlieren und z.B. leichter Opfer von Schädlingen werden.
  • für die Naherholung sehr attraktive (Staats-)Wälder, z.B. die Isarauwälder oder der Weltwald bei Freising.
  • ca. 13.000 ha Wirtschaftswäldern und 2.000 ha staatliche Naturwälder (Isarauen).
  • Beispiele für erfolgreichen Waldumbau (u.a. in einem Lehrwald)

 

 

Welche Hindernisse gibt es?

 

Wichtigster Faktor ist der Klimawandel: Beim derzeitigen Pfad des Klimawandels würde sich die Bedeutung der Baumarten bis 2100 (= 1 Baumgeneration) gleich mehrfach stark verändern und den aktuellen Verhältnissen in Norditalien entsprechen. 

 

Weitere Hindernisse:

 

  • Die hohen Holzvorräte in den heutigen Fichtenwäldern sind „wacklig“ ggü. Schadereignissen (Sturm, Trockenheit, Borkenkäfer).
  • Das Eschensterben eliminiert derzeit eine Charakterbaumart der Auwälder.
  • Wildschäden durch Rehe und Hirsche bremsen den Waldumbau.
  • Der Besitz von Kleinstprivatwald ist mit brutal viel Arbeit und null Profit verbunden.
  • Baumfällungen durch Biber haben zugenommen.
  • Die Forstverwaltung berät die Waldbesitzenden, doch bei zunehmendem Bedarf wird das Beratungspersonal zum Flaschenhals.

 

Wo wollen wir in diesem Bereich hin?

 

Als Zielvorstellungen wurden genannt:

 

  • die Mehrung der Waldfläche,
  • der Erhalt der bestehenden Waldflächen (ggü. Rodungsabsichten für Baugebiete etc.),
  • die Stabilisierung der bestehenden Wälder durch Waldumbau,
  • der Aufbau „schönerer“ Waldränder als Beitrag zur Stabilisierung der Wälder (Sturm, Austrocknung) und für eine attraktive Landschaft (Naherholung) und
  • eine gleichzeitig möglichst hohe Produktion des Rohstoffs Holz.

 

Wie gelangen wir an unser Ziel? Und was können die Kommunen Sinnvolles tun?

 

  • Für den Landkreis soll eine Potenzialstudie erstellt werden, wo (multifunktionale) Gehölzpflanzungen (auch im Offenland und Siedlungsbereich) möglich/sinnvoll wären.
     
  • Aufforstung und Gehölzpflanzungen als Ausgleichsmaßnahmen bei Bebauungsplänen.
     
  • Kommunen sollten möglichst keine aufwendigen Großbäume an die Straßen pflanzen, sondern – auch als Vorbild für private Pflanzaktionen – kleine, vitale (und sehr preiswerte) Bäumchen setzen.
     
  • Kommunen soltlen Agroforst und KUP unterstützen durch öffentliche Statements, auf gemeindeeigenen Flächen und als multifunktionale Ausgleichsflächen.
     
  • Das LRA soll den Kommunen hierfür mehr Spielräume geben.
     
  • Das Instrument der produktionsintegrierten Kompensationsmaßnahmen soll genutzt werden, um mehr zum Walderhalt beizutragen.
     
  • Die Kommunen sollten Prioritäten bei Wäldern setzen, die eine besondere Bedeutung haben (z.B. Wasserschutzgebiete, Erholungsgebiete, Schutz vor Naturgefahren).
     
  • Zur Vorbeugung vor Rodungen sollte eine Zersiedelung verhindert werden, die immer noch mehr Flächenverbrauch auslöst.
     
  • Die Kommen sollten sich allgemein bewusst und strukturiert mit den wichtigsten Forst-Akteuren vernetzen.
     
  • Kommunen könnten gemeinsam mit Waldbesitzern und Jägern in einem Waldbegang mit der Presse für Waldumbau und waldverträgliche Wildbestände werben.
     
  • Die öffentliche Aufmerksamkeit für diese Themen verbessert den Fortschritt, übt aber auch Druck auf die Kommune aus, sich hierfür einzusetzen.
     
  • Viel mehr Vernetzung, Zusammenarbeit und Umsetzung von Projekten wäre im Rahmen von LEADER möglich. Aktuell erstellen die LAGs die neuen Regionalen Entwicklungskonzepte.
     
  • Die Kommunen sollten eigene Einrichtungen bewusst in Holz bauen, auch als Vorbild für Bürger*innen und Wirtschaft.
     
  • Kommunale Wärmenetze gemeinsam mit den Waldbesitzern ermöglichen eine Wärmeversorgung ohne Erdöl und Erdgas.